Rasse im Fokus – die Mischung macht’s

Die Harzburger Trommeltauben, sind wie es der Name vermuten lässt hier im schönen Niedersachsen erzüchtet worden.
Rasse des Jahres
Harzburger Trommeltaube – eine Rarität und Perle
Allein schon an der Stimme kann man sie erkennen: die Trommeltauben. Wenn sie gurren, hört es sich an, als werde mit einem Holz auf einen hohlen Baumstamm geklopft. Ihr Trommeln ist eine Art „Gesang“, ein Wechselgesang, der sich anhört wie „au“ und „wack-wack-wack“. Hinzu kommen noch Laute, die klingen wie „rrr“ und „o“. Bei den Trommeltauben gibt es einige alte Rassen, hinzugekommen ist in den 70er Jahren des letzten Jahrtausends eine Rasse, die ihren Namen ihrem Entstehungsort in Niedersachsen verdankt: die Harzburger Trommeltaube.

Nimmt man es ganz genau, so sind es Züchterwerkstätten in einem Ortsteil von Bad Harzburg, in Harlingerode gewesen, in denen die gedrungen wirkende, stark belatschte schnabelkuppige Trommeltaube mit der Weißschildzeichnung herausgezüchtet wurde. Peter Ahrens, ein weit über die Grenzen der damaligen Bundesrepublik bekannter großer Kenner der Trommeltauben, hatte die Idee eine Taube zu züchten, die der doppelkuppigen Dresdener Trommeltaube ähnelt. Er machte sich an die Arbeit und konnte bald in seinem Heimatdorf Harlingerode auch Ulrich Neumann und Klaus Hubrich aus Goslar für die neue Rasse begeistern. Die Tauben sollten schnabelkuppig sein, aber es sollte nicht nur ein neuer Farbenschlag der schnabelkuppigen Deutschen Trommeltauben entstehen. Die Harzburger sollten sich auch in der Figur von den anderen Rassen abheben, sie sollten einen gänzlich neuen Typ verkörpern.

Und so müssen die Harzburger Trommeltauben sein: Die Brust breit und tief, der Rücken ebenfalls breit und leicht abfallend. Breite und kräftige Flügel müssen den Rücken gut abdecken. Der Schwanz wird mittellang mit breiten Federn gefordert. Auf einem kräftigen Kopf sitzt eine federreiche Schnabelnelke, oval in der Form und möglichst allseitig geschlossen, die Schnabelwarze bedeckend und mit ausreichendem Unterbau, um die Sichtfreiheit zu gewähren. Die Augen sind orangefarbig mit schmalem blass-fleischfarbigen Rand, der Schnabel mittellang, fleischfarbig. Beim roten Farbschlag ist ein angelaufener Schnabel gestattet. Der Hals tritt voll aus der Brust heraus, die Kehle ist gerundet. Die Beine sind kurz. Dicht und möglichst lang, ohne Lücken, die Federn nach der Seite gerichtet und an die Geierfedern anschließend sollen die Latschen sein. Ein straffes Gefieder ist die Zierde der Harzburger Trommeltaube. Anerkannt ist die Rasse in den Farbenschlägen Rot und Gelb. Die Flügelschilder sind weiß, mindestens ab der dritten Armschwinge, alles übrige Gefieder farbig. Ein nicht zu langer weißer Rücken ist gestattet.
Grobe Fehler sind ein schwacher zu hochgestellter Körper, eine schiefe federarme Nelke, Stutznelke oder Hängenelke. Ein nicht ausreichend abgedeckter Rücken, lockeres Gefieder, zu kurze oder lückenhafte Latschen, Blauton im Gefieder, weiße Handschwingen, unreines oder zu kurzes weißes Flügelschild, weiß am Kopf, am Unterkörper und in den Latschen sind ebenso grobe Fehler.
Die Dresdener Trommeltauben standen Pate bei der Entstehung der Harzburger. Deutsche Schnabelkuppige Trommeltauben in den Farben Rot und Gelb wurden mit ihnen verpaart. Fragt man die Herauszüchter, so sagen diese: „Der Weg bis zur Vollendung war lang und dornenvoll. Viele Tiere wurden aufgezogen, nur wenige waren zur Weiterzucht geeignet.“ Bei der Zucht der Harzburger Trommeltauben ist es wie bei den Dresdner Trommeltauben, nur ein gewisser Prozentsatz der Tiere bekommt ein brauchbares weißes Flügelschild.
Die Stationen bis zur Aufnahme in den Standard waren die Vorstellung bei der Nationalen in Köln im Jahr 1975, bei der Deutschen Junggeflügelschau in Hannover 1976, gezeigt wurden die Harzburger Trommeltauben 1977 bei der Deutschen Taubenschau in Dortmund sowie 1978 und 1979 bei den Deutschen Taubenschauen in Verden. Dann war es vollbracht.1979 wurde die Rasse als Harzburger Trommeltaube anerkannt und in den Standard aufgenommen.
Damit war die Idee von Peter Ahrens wahrgeworden. Er selbst hatte die Taubenzucht zu diesem Zeitpunkt aufgeben müssen. Vorgestellt wurde die neue Taubenrasse, übrigens die einzige Trommeltaubenrasse, die auf dem Gebiet der damaligen Bundesrepublik Deutschland entstanden ist, bis zu ihrer Anerkennung von Klaus Hubrich und Urich Neumann.
Auch heute sind die Harzburger Trommeltauben nur recht selten auf den Schauen in Deutschland zu bewundern. Der Kreis der Liebhaber ist bei uns recht klein geblieben. Die Rasse ist aber weit bekannt. So weiß Ulrich Neumann, der bereits in den Vereinigten Arabischen Emiraten als Preisrichter unterwegs war und im Juli 2016 nach Kapstadt fliegt, dass es dort ebenso Liebhaber und Züchter gibt wie in Amerika. Bei einem der beiden Südafrikanischen Taubenverbände schmückt die Harzburger Trommeltaube sogar das Emblem, was die Herauszüchter der Rasse mit besonderem Stolz erfüllt.
Peter Jahn